Marcus Curtius springt in den Abgrund von Pietro Bernini

„Marcus Curtius springt in den Abgrund“ ist eine Statue aus weißem pentelianischem Marmor von Pietro Bernini. Die Wandskulptur hat eine Größe von 220 cm und befindet sich im Raum der Borghese Galerie.

Historischer Bezug

Marcus Curtius ist eine mythologische Heldengestalt, die sich den Göttern des Hades als Opfer weihte, um Rom zu retten. Es wird kurz von Varro und ausführlich von Livy erwähnt. Der junge Soldat ist der legendäre Namensbruder von Lacus Curtius im Forum Romanum, wo angeblich seine Opfergabe stattfand.

Einer Legende zufolge soll im Jahr 362 v. Chr. durch ein starkes Erdbeben oder durch eine andere Kraft ein breiter und tiefer Spalt inmitten des Forums aufgebrochen sein. Der Spalt war bei aller Mühe nicht aufzufüllen. Schließlich verkündeten Auguren, man müsse an jener Stelle das, wovon die Macht Roms am meisten abhänge, opfern. Marcus Curtius, ein Soldat aus noblem Hause, meinte nun, darunter seien Tapferkeit und Mut eines römischen Soldaten zu verstehen, und weihte sich selbst in einer Devotio als Opfer. Er stürzte sich mit Pferd und Waffen in die Tiefe. Die Menge der Männer und Frauen warf Gaben und Früchte über ihn. Kaum war dies geschehen, schloss sich der Erdspalt und rettete die Stadt und ihre Bewohner.
Der Ort dieses Geschehens wurde später Lacus Curtius genannt.

Über Kunst

Die Geschichte von Marcus Curtius, der sich für die Rettung Roms als Opfer weihte, wurde während der Renaissance zu einem sehr beliebten Thema. Bekannt wurde es durch die Stiche der deutschen Künstler Lucas Cranach d. Ä. (1507/1508) und des Holländers Hendrik Goltzius (1586). Die Abbildungen von Marcus Curtius sind auch auf den Seiten von Hartmann Schedels berühmter Nürnberger Weltchronik (1493) zu finden.

Die berühmteste Wiedergabe der Geschichte von Marcus Curtius war ein Hochrelief, das 1553 in der Nähe des Forum Romanum gefunden wurde. Es stammt aus dem 1.-2. Jahrhundert n. Chr., wurde aber möglicherweise von einem Original aus dem 2.-3. Jahrhundert v. Chr. angefertigt.

Pietro Bernini fügte dem antiken Pferd die Figur eines Reiters hinzu und verwandelte die Skulptur in ein Reiterstandbild von Marcus Curtius.

Der Meister veränderte die Position des sich aufbäumenden Tieres, richtete es nach unten und erzeugte so die Illusion eines in den Abgrund springenden Reiters.

Beschreibung

1606 half Scipione Borghese den Opfern der Überschwemmung durch den Fluss Tiber. Diese Geste des Kardinals ermöglichte es, eine Parallele zwischen ihm und Marcus Curtius zu ziehen.

Die Bezahlung des Hochreliefs mit dem Reiterstandbild erfolgte laut Finanzbericht im Jahr 1617, in dem das Werk von Pietro Borghese fertiggestellt wurde. Übrigens erhielt der Bildhauer von der Borghese Galerie weitere Aufträge sowohl zur Restaurierung antiker Werke als auch zu deren Bewertung.

Die heutige Skulptur tauchte 1776 in der Sammlung der Familie Borghese auf, als die Villa von Antonio Asprucci rekonstruiert wurde. Das Reiterstandbild wurde zuletzt von Agostino Penna restauriert.

Borghese Gallery in Rome,
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Autor: Pietro Bernini

Pietro Bernini

Pietro Bernini (geb. 1562 Toskana – gest. 1629 Rom) war ein italienischer spätmanieristischer Bildhauer, der 1605/06 nach Rom eingeladen wurde, um für Papst Paul V. (1605-21) an der Ausgestaltung der Paolina-Kapelle (Borghese) in der Basilika Santa Maria Maggiore zu arbeiten, wo er „Die Krönung Clemens VIII.“ (1612-13) sowie das Marmorrelief der Himmelfahrt Mariae (1607-10) im Baptisterium schnitzte. Er war der Vater des berühmten Bildhauers Gian Lorenzo Bernini.

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